Taunus Bikepacking – Mein Saisonhöhepunkt zwischen Natur, Herausforderung und innerer Stärke
Das Taunus Bikepacking war für mich das absolute Highlight der Saison – nicht nur wegen der spektakulären Strecke, sondern auch wegen der persönlichen Herausforderungen, die ich dabei gemeistert habe. In diesem Beitrag nehme ich dich mit auf meine Reise durch das Mittelgebirge, durch lange Tage auf dem Rad, kurze Nächte unter freiem Himmel und viele kleine Momente, die Großes bewirkt haben.
Warum der Taunus?
Der Taunus, ein Mittelgebirge in Hessen und Rheinland-Pfalz, liegt nordwestlich von Frankfurt am Main und gehört zum Rheinischen Schiefergebirge. Mit dem Großen Feldberg als höchstem Punkt (881 m) bietet die Region eine abwechslungsreiche, wunderschöne Landschaft. Als ich beruflich das erste Mal in die Gegend kam, war schnell klar: Hier warten herrliche Trails und perfekte Abschnitte zum Graveln. Ein zusätzlicher Pluspunkt: Die unkomplizierte Anreise mit der Bahn – ganz ohne großen Aufwand direkt ins Abenteuer.
Mehr als nur ein Rennen: Atmosphäre & Community
Das Rennen zählt zu den bekanntesten Bikepacking-Events Deutschlands – entsprechend groß war meine Vorfreude. Besonders stark war in diesem Jahr das Frauenfeld: Mit 17 Starterinnen gab es so viele Teilnehmerinnen wie nie zuvor – ein deutliches Zeichen für den Wandel in der Szene. Die Strecke? Atemberaubend! Technisch gut fahrbar und dennoch fordernd, ideal für Einsteigerinnen wie auch erfahrene Bikepacker:innen. Es gab keine unfahrbaren Passagen – stattdessen flüssiges Fahren inmitten spektakulärer Natur.
Das familiäre Flair des Veranstalters macht das Event einzigartig. Viele Teilnehmende kommen jedes Jahr wieder – und ich verstehe jetzt auch, warum. Vor und nach dem Rennen trifft man sich auf einem charmanten Campingplatz, der zum Verweilen einlädt. Hier wird Bikepacking gelebt – mit Geschichten, Lachen und Zusammenhalt.
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Kurze, knackige Strecken mit vielen Intervallen? Nicht meins. Mein Ding ist lang und konstant – genau das Tempo, bei dem ich mich wohlfühle. Auch wenn der Alltag mit Beruf und Familie wenig Trainingszeit lässt, bringe ich viel Erfahrung mit. Oft bedeutet das: Training um 4 Uhr morgens, bevor der Tag beginnt. Nicht immer einfach – aber es lohnt sich.
Betti Bögel
Viele „erste Male“ – und jede Menge Learnings
Dieses Rennen brachte eine ganze Reihe neuer Erfahrungen mit sich:
Erster Tubeless-Platten – zum Glück hat die Dichtmilch zuverlässig gearbeitet: 900 km ohne Nachpumpen!
Unruhige Nächte draußen – das bin ich eigentlich nicht gewohnt. Ich hatte die Temperaturen unterschätzt. Wärmere Kleidung half.
Kleiner Sturz – frisch geschotterte Kurve, aber glimpflich verlaufen.
Technisches Problem – am letzten Tag machte die Lenkung Schwierigkeiten. Ich hatte Sorgen, vor allem bergab. Aber ich entschied: Ich fahre, solange es geht. Und es ging – bis ins Ziel.
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Mentale Stärke: Meine unsichtbare Begleiterin
Was mich selbst überrascht: Wie stark mein Kopf ist. Auch wenn Zweifel kommen – besonders wegen der knappen Vorbereitung – finde ich einen Weg. Das geht aber nicht ohne Unterstützung. Mein Mann ist mein Fels in der Brandung. Ohne ihn wäre vieles nicht möglich.
Allein unterwegs: Gedanken, Ruhe, Achtsamkeit
Wenn ich alleine fahre, genieße ich die Zeit mit meinen Gedanken. Angst? Habe ich keine – nur ein mulmiges Gefühl, wenn nachts viel Wild unterwegs ist. Dann fahre ich besonders vorsichtig. Sicherheit geht vor Tempo.
Aufgeben? Nur wenn’s wirklich nicht mehr geht
Als die Lenkung Schwierigkeiten machte, dachte ich kurz ans Aufgeben. Aber ich sagte mir: Solange es noch irgendwie geht, fahre ich weiter. Und genau das habe ich getan.
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Mein Setup: Verlässlich und stark
Mein Bike: Das Asket CF LTD
Mein treuer Begleiter war das Asket CF LTD. Ausgestattet mit der SRAM Force und der X0 Eagle 12-fach-Schaltung hatte ich für jeden Anstieg und jede Abfahrt die passende Übersetzung. Die DT Swiss GRC 1100 Laufräder in Kombination mit Schwalbe G-One R Tubeless-Reifen (45 mm) gaben perfekten Grip – auf Asphalt, Schotter und Trail. Die Geometrie ist für mich – auch als kleinere Fahrerin – optimal. Und trotz kompaktem Rahmen passten alle Taschen problemlos ans Bike, ohne mein Fahrverhalten zu stören.
Mein Schlafsystem: Kurz, aber effizient
Ich setze auf eine bewährte Kombination aus Nordisk-Isomatte und -Schlafsack. Ich fahre so lange, wie es geht, suche mir dann einen geschützten Platz und stelle mir den Wecker – meist auf 2–3 Stunden. 10 Minuten Einschlafzeit rechne ich immer ein. Der Schlafrhythmus hängt vom Rennverlauf ab, aber generell: Je effizienter, desto besser.
Verpflegung: Planung ist alles
Die Ernährung unterwegs ist jedes Mal eine kleine Herausforderung. Mein System:
Tag 1: Gekochte Kartoffeln oder Nudeln von zu Hause – gibt Sicherheit und Energie.
Zwischendurch: PowerBar-Riegel, Gummibärchen und Quetschies.
Ab Tag 2: Supermärkte oder Bäckereien. Belegte Brötchen, Buttermilch, Trinkschokolade, Obst – das brauche ich.
Highlight: Wenn’s passt, ein Döner – oft reicht mir aber die halbe Portion, den Rest gibt’s später.
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Meine Learnings für die Zukunft
Bessere Vorbereitung auf kalte Nächte – denn Schlaf ist essenziell.
Noch mehr Fokus auf Erholung – gerade mit wenig Zeit zum Trainieren.
Das Taunus Bikepacking 2025 hat mir nicht nur sportlich, sondern auch emotional viel abverlangt – und noch mehr zurückgegeben. Es war eine Erfahrung voller Natur, Technik, Emotionen und innerer Stärke.
"Und es hat mir wieder einmal gezeigt: Bikepacking ist mehr als ein Sport. Es ist ein Lebensgefühl."