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Mountainbiken, das was wir bei Ghost alle am liebsten tun. Dafür braucht es nicht so viel. Zwei Dinge sind jedoch essentiell. 1. Ein Mountainbike und 2. Trails und klar ist es noch schöner wenn man mit seinen Freunden loszieht. Mit dem Boom den unser Sport in den letzten Jahren erfahren hat kam auch die Frage auf, gibt es eigentlich genügend Trails bei uns in Deutschland?

Von Oliver Sonntag

Wir in Bamberg mussten zumindest feststellen: Leider nein. Zwar gab es einige wild angelegte Pfade die genutzt wurden, jedoch nichts vernünftiges, wo man sich sicher sein konnte, ohne Ärger seinen Spaß zu haben.

In diesem Beitrag wollen wir anhand der Bamberger Trails Schritt für Schritt zeigen, wie es gelingen kann, legale Trails zu schaffen.

Was genau ist eigentlich ein Trail und wie kann dieser aussehen? Seit Beginn des Sports wurde damals genutzt was es eben gab. Wanderwege und Waldpfade – auf englisch: Trails.

 

Heute kann man unterscheiden in eben genau diese Wanderwege (welche je nach Bundesland und Regelung ebenfalls befahren werden dürfen) und extra für MountainbikerInnen angelegte „Mountainbike Trails“. Diese unterscheiden sich hauptsächlich in ihrer Bodenbeschaffenheit welche man folgendermaßen unterscheiden kann:

  • Flowtrail: eher glatte Oberfläche, wellig, Anliegerkurven, oft mit kleineren Sprüngen, für Anfänger geeignet

  • Naturtrail: wurzelig, steinig, stufig, naturbelassen, ähnlich wie ein klassischer Wanderweg, meist ist fortgeschrittene Fahrtechnik erforderlich
  • Jumptrail: meist glatte Oberfläche, diverse Sprünge wie Tables, Doubles, Drops und Gaps

Wir nehmen euch mit auf die Reise von dem Wunsch zuhause legal Mountainbiken zu dürfen, bis hin zum ersten gemeinsamen Partytrain. Du stehst mit deinen gleichgesinnten ganz am Anfang eines solchen Vorhabens? Wir möchten dir einige Ideen und Hilfestellungen dazu geben und wünschen viel Erfolg bei der Umsetzung. Zunächst aber mal ein kleiner Überblick, wie man es schaffen kann, einen legalen Trail zu bauen.

Schritt 1: Informationen beschaffen

Wer sind „wir“ und was ist unser Ziel?
Zuerst sollte man sich im Klaren darüber sein, wie viele Personen an offiziellen Trails interessiert sind. Meist kann man in hügeligen Gegenden davon ausgehen, dass sich ab einer Einwohnerzahl von 10.000 mit Sicherheit einige MountainbikerInnen finden lassen (Laut Umfragen von DIMB gibt es ca. 20 Mio. MTBlerInnen in Deutschland). Bildet also eine Gruppe oder nutzt vorhandene Strukturen wie lokale Vereine. Findet heraus wie viele von euch sich legale Trails vor der Haustüre wünschen.

Was kostet ein Trail?
Zum einen muss man in den eigentlichen Bau eines Trails und später auch in die Instandhaltung dessen unterscheiden. Je nach Anforderung, Länge und Bauart kann ein Trail nur ein paar hundert Euro kosten, aber auch sechsstellige Beträge erreichen. Das richtet sich hauptsächlich danach, ob der Bau des Trails von einer Firma abgewickelt, oder in Eigeninitiative erbaut wird. Wenn Baumaschinen zum Einsatz kommen werden die Kosten für die, die selbst Hand anlegen verhältnismäßig viel höher als zum Beispiel die Anschaffung von Werkzeug und für die kosten für die Baufirma würden sich im Verhältnis immens senken, da hier die Arbeitsstunden den größten Teil der Kosten ausmachen.

 

Diese Rechnung ist also sehr individuell zu betrachten, doch als kleine Rechenhilfe ein paar Erfahrungswerte aus Bamberg:

 

  • Pro Meter Flowtrail ca. 3 Arbeitsstunden
  • Pro Meter Naturtrail ca. 2 Arbeitsstunden
  • Pro Meter Jumptrail ca. 4 Arbeitsstunden

 

So könnte man in unserem Beispiel sagen, dass der Bau durch eine Firma, welche ebenfalls keine Maschinen hätte einsetzten dürfen bei einer Gesamtlänge unserer Trails von knapp 2 Kilometern bei einem angenommen günstigen Stundensatz von 20€ mal 3 Arbeitsstunden pro Meter 120.000 € gekostet hätte. Dazu kamen in unserem Fall noch reelle 10.000 € an Werkzeug und Verpflegungskosten hinzu.

 

Schritt 2: In Kontakt treten

 

Wer muss gefragt werden?
Natürlich funktioniert ein solches Vorhaben nur, wenn man die offiziellen Stellen und Behörden anspricht. Also die Gemeinden oder Städte, das zuständige Forstamt und die untere Naturschutzbehörde (welche weiteren Stellen noch inkludiert werden müssen ergibt sich meist aus den ersten Gesprächen).

 

Tipps für´s erste Gespräch
Man weiß im Vorfeld nie auf welche Resonanz eine solche Anfrage treffen wird. Daher ist es Ratsam schon zu Beginn so viel Wissen und Schlagkraft mitzubringen wie möglich. Helfen kann dabei ein Konzept, welches in Form einer Präsentation vorgeführt werden kann, in dem zum Beispiel eventuelle Lokalitäten aufgeführt sind und eine Unterschriftenliste die klar macht, wie viele daran interessiert sind.

 

Um der großen Frage, wer das Projekt umsetzen könnte, sich also um den Bau, Pflege, die Haftungsfrage und Nutzungsbestimmungen kümmert vorzugreifen, wäre es hilfreich die Möglichkeiten aufzuführen:

 

  • durch die Gemeinde / Stadt selbst
  • durch einen Betreiber
  • durch einen Verein

 

Dieser ersten Schritte sind also unumgänglich und kosten meist mehr Zeit und Elan als man sich zuerst ausgemalt hat. Eine gute Probe aber (für den Fall das Trailbauprojekt wird selbst in die Hände genommen), denn dieses Durchhaltevermögen wird dann in der Bauphase mehrfach von euch abverlangt.

 

Das Genehmigungsverfahren
Es steht fest wer sich um das Bauvorhaben kümmern soll? Sehr gut, dann ist schon eine der wichtigsten Aufgaben erledigt. Dann gilt es noch alle bürokratischen Hürden zu überwinden. Wer der Vertragspartner sein wird richtet sich dann nach dem genauen Ort, an dem die Trails erbaut werden sollen. In Frage kommen die Stadt oder Gemeinde, der Staatsforst oder auch Privatwaldbesitzer. Auch die Naturschutzbehörde sollte den Bau der Strecken absegnen. Durch einen Nutzungsvertrag werden dann Vertragsinhalte wie Nutzungsdauer, eventuelle Kosten und Verpflichtungen geregelt.

Der Verlauf der Strecken und wie diese aussehen sollen ist definiert? Dann steht dem ersten Spatenstich wohl nichts mehr im Wege. Für ein erfolgreiches Gelingen ist es jedoch ratsam sich im Vorfeld auch etwas Zeit für die Projektplanung zu nehmen. Einen Zeit- und Budgetplan aufstellen und Verantwortliche festzulegen.  

 

So geht Trailbau 
Je nachdem ob sich eine Firma um die Umsetzung kümmert oder ob ein Verein anpackt ist nun langer Atem gefragt. Trailbau ist harte Arbeit, Zeit und Kostenintensiv, jedoch mit den richtigen Leuten auch sehr spaßig. Für den Fall dass ihr selbst an der Schippe steht ein paar simple Tips:

 

  • so viele HelferInnen wie möglich akquirieren und in kleinere Teams einteilen
  • von oben nach unten beginnen
  • Teilabschnitte stets testen und auf den richtigen Flow achten
  • auf eine solide Bauweise und Entwässerung achten
  • in solides Werkzeug investieren
  • Strecken bis zur Eröffnung sperren

 

Der Traum von Trails vor der Haustüre wird wahr
Die Trails sind fertig, Schilder stehen und alle Todo´s sind abgehakt. Die Freunde und Familien sind eingeladen. Dann ist der Zeitpunkt gekommen an dem man sich über seine Traum, die ersten eigenen legalen Trails vor der Haustüre zu haben freuen kann und dies mit einem ordentlichen Fest zu feiern.

Die Entstehungsgeschichte der Trails in Bamberg

Das erste Gespräch fand in diesem Fall zwischen den MountainbikerInnen und dem Revierförster statt. Und zwar direkt im Wald auf illegal angelegten Strecken. Zu unserem Glück ein wohlwollender Förster, der selbst erkannt hat, dass an einer gemeinsamen Lösung gearbeitet werden musste. So konnten wir bei einem gemeinsamen Termin mit der Stadt Bamberg alle notwendigen Schritte ausfindig machen, die wir erledigen mussten bevor es mit dem ersten Spatenstich losgehen konnte.

 

Fragen die hierzu geklärt werden mussten:

  • Welche Genehmigungsverfahren müssen wir durchlaufen?
  • Wo sollen die Strecken gebaut werden?
  • Handelt es sich um Staats- oder Privatwald?
  • Wer übernimmt die Haftung und Nutzungsbestimmungen?
  • Gibt es spezielle Schutzgebiete?

 

Für uns war klar, wir wollten unsere Trails so stadtnah wie möglich und im Idealfall auch so lang wie möglich haben, sprich von ganz oben soweit runter wie es der Berg zulässt. Nachdem die illegal gebauten Strecken direkt durch ein Wasserschutzgebiet liefen war es also keine Option diese zu übernehmen. Wir mussten ein paar Meter ausweichen und befanden uns dann im Staatsforst, welcher dann nicht mehr als Schutzgebiet ausgeschrieben war.

 

Die erste Begehung fand mit dem Revierförster statt. Im Vorfeld hatten wir uns über eventuelle Streckenverläufe Gedanken gemacht und sind diese gemeinsam abgelaufen. Ein Förster hat einen anderen Blick für seinen Wald, so war es interessant zu erfahren an welchen Stellen Probleme durch Erosionen entstehen können, welche Rückewege freigehalten oder genutzt werden können und welche Lage generell am besten für Trails geeignet wären. „Kanalisation“ ist hier ein großes Stichwort. Es ist zum Beispiel immer besser für die Tiere, man hat die Trails eher enger beisammen, als weit durch den Wald verstreut. Mit einer Spraydose hatten wir markiert, wo später die Trails verlaufen würden.

 

Wir hatten uns auf insgesamt 4 Trails geeinigt die möglichst eng beisammen liegen (eine Flowtrail, ein Naturtrail, eine Jumpline und eine Übungsstrecke für Kinder). Wegübergänge mussten wir so anfahren, dass die Geschwindigkeit der FahrerInnen gebremst wird und die Kollisionsgefahr mit  Spaziergängern ausgeschlossen ist. Bei einer zweiten Begehung mit der unteren Naturschutzbehörde hatten wir auch hier grünes Licht bekommen.

 

In unserem Fall diente die Stadt tatsächlich nur als Vermittler zwischen unserem Verein (Zweiradsportler Bamberg e.V.) und den Staatsforsten, mit welchen wir einen Nutzungsvertrag über die Strecken eingegangen sind.

 

Unser Verein hat sich dazu bereiterklärt, sich um den Bau (inkl. Beschilderung und Wegübergänge) die Streckenpflege (inkl. Verkehrssicherungspflicht – es muss ¼ Jährlich und nach jedem Sturm kontrolliert werden, ob Bäume beschädigt oder gar umgestürzt sind). Dazu kommen die  Nutzungsbestimmungen sowie eine entsprechende Versicherung bei Beschädigungen (nicht zu verwechseln mit einer Unfallversicherung für die Nutzer, diese fahren auf „eigene Gefahr“). Somit war auch die Haftungsfrage geklärt.

 

Diese zuvor genannten Punkte und auch wie die Trails selbst aussehen sollen (Breite, Höhe der Bauwerke, Einsatz von Werkzeug und Baumaterial) wurden alle detailliert in einem Nutzungsvertrag zwischen Verein und den bayrischen Staatsforsten festgehalten.

Übrigens, den Bamberger Verein gab es schon im Vorfeld. Er wurde gegründet um ein ebenfalls frei entstandenes Dirtjump-Gelände zu betreiben. Seit Start des Trailbauprojektes wurden aus den knapp 20 Mitglieder dann schnell über 250.

 

Nun konnte es endlich losgehen. Im Frühjahr 2021 starteten wir dann bei Wind und Wetter mit dem Flowtrail, welche auf den ersten Metern auf einem alten Pfad verlief. Mit Hacken und Schaufeln wurde der Oberboden abgetragen und allmählich formte sich das Gelände zum Trail. Über eine Whatsapp Gruppe wurde sich organisiert und zum Schaufeln verabredet. Ab jetzt war langer Atem gefragt. Anders als bei einem simplen Singletrail wurde viel Holz als Unterbau und Erde bewegt, um eine solide Bauweise zu garantieren und den nötigen Spaßfaktor durch Anlieger, Pumps und Sprünge zu bieten. Ein sehr wichtiger Punkt war festzulegen, wer den Bau koordiniert um die Anforderungen an die Trails einzuhalten und effizient zu arbeiten. Knapp 1,5 Jahre, geschätzte 6000 Arbeitsstunden durch viele verschiedene HerlferInnen (wenn auch stets ein harter Kern immer parat stand) entstanden so unsere 4 Strecken die inzwischen super angenommen werden.

Etliches an vernünftigem Werkzeug inkl. Motorsägen und ein geschlossener Kofferanhänger wurde angeschafft um mobil zu bleiben und die jeweiligen Baustellen anzufahren. In unserem Fall ein hoher vierstelliger Betrag. Zudem hatten wir an größeren Bautagen auch immer für Verpflegung gesorgt. Nur durch Förderungen und der Akquise von Sponsorengeldern konnten wir diese Beträge stemmen. Ein großes Dankeschön an alle Unterstützer an dieser Stelle.

 

Unsere Learnings, die wir weitergeben möchten:

  • Auf Trailbauerfahrungen von einzelnen Personen setzten
  • Gemeinsame Bautage organisieren (je mehr mithelfen, desto mehr Spaß)
  • Stets auf Entwässerung achten (Wasser muss immer abfließen können, sonst habt ihr später Pfützen im Trail und somit mehr Wartungsaufwand)
  • Wenn möglich, in Werkzeuge ohne Holzstil investieren
  • Ein Tipp zur Motivation: Nur wer mithilft, darf fertige Teilabschnitte zu Testzwecken befahren

Der Zeitpunkt, auf den alle sehnsüchtig gewartet haben. Für einen regelrechten Endspurt und Motivationsschub gab es, als wir unser Eröffnungswochenende angekündigt hatten. Die Strecken waren schon zum größten Teil fertig doch der letzte Feinschliff und die Schilder hatten noch gefehlt.

Wenn es um´s Feiern geht leuten bei uns Bambergern die Alarmglocken. So haben wir keinen Aufwand gescheut und uns zurecht einen super Eröffnungstag organisiert, bei dem wir alle gemeinsam unsere Trails in riesigen Partytrains gefeiert haben. Bei einem spaßigen Whip Contest wurde die Stimmung aufgeheizt und so wurde es zu einem unvergesslichen Tag nuit den Freunden auf dem Rad. Der ganze Aufwand hat sich also gelohnt und wir feierten unsere beeindruckende Leistung!

Dass die Party am Abend ebenfalls amtlich war müssen wir sicher nicht erwähnen.

 

Wir freuen uns über alle Besucher und die vielen glücklichen Bamberger MountainbikerInnen und hoffen hiermit auch andere gleichgesinnte, Städte oder Gemeinden zu einem solchen Vorhaben motivieren zu können.

 

Ein großes Dankeschön an alle TrailbauerInnen in diesem Land. Ohne euch geht nichts!

In diesem Sinne #nodignoride

Weitere hilfreiche Informationen zum Streckenbau und Genehmigungsverfahren findest du hier.

 

Der ZRS-Bamberg e.V. wünscht allen weiteren Trailbauprojekten viel Erfolg und freut sich über deinen Besuch.

Text: Oli Sonntag
 

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