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Kalt, kälter, Grönland. Die Insel im Nordatlantik ist nicht gerade berühmt für seine angenehmen Temperaturen und flowigen Trails. Hat man überhaupt schon mal was über „Biken in Grönland“ gehört? Tobi Woggon wollt’s wissen und hat sich in den Kopf gesetzt, den Arctic Circle Trail zu fahren – ein Fernwanderweg an der Westküste Grönlands – allerdings nicht im Sommer, sondern im Januar bei -30 Grad. Ein Reisebericht vom winterlichen Polarkreis.

Durch Grönland mit dem Bike. Im Januar.

 

 

Der Arctic Circle Trail ist die längste Verbindung zwischen Inland-Eis und Küste, die man in Grönland fahren (oder auch wandern) kann.

 

 

Grönland mit dem Bike durchqueren. Im Januar.

Als ich das erste Mal mit Philipp über die Idee spreche, nach Grönland zu reisen, ist er sofort Feuer und Flamme. Na klar machen wir das, da wollte ich schon immer hin. Dort soll es ja wirklich schön grün sein, nur die Mücken könnten nerven. Kannst du dich noch an unseren Trip nach Alaska erinnern? Da war es echt schlimm.

Als ich ihm erkläre, dass wir mit den Mücken eher kein Problem haben werden, es allerdings auch nicht so schön grün sein wird, wird er etwas stutzig. Ich erzähle ihm von meiner Idee, den Arctic Circle Trail zu fahren: von Kangerlussuaq – dem Ort, der sich am weitesten im Landesinneren befindet und direkt am Inlandeis liegt – bis an die Küste nach Sissimiut. Da der Weg zu einem großen Teil über Seen und Flüsse geht, ist er im Sommer mit dem Bike quasi nicht befahrbar, im Winter hingegen, wenn die Seen zugefroren sind, kann man ihn in fünf Tagen mit dem Bike zurücklegen.

Arctic Circle Trail

 

 

Der ACT ist 160 km lang und verläuft zwischen Kangerlussuaq und Sisimiut.

Auf der Strecke befinden sich 8 einfache Hütten an unterschiedlichen Streckenabschnitten.

Der ACT und die Hütten auf der Strecke stehen allen Wanderern und allen Einheimischen zur Verfügung.

Mit dem Bike kann man ihn nur im Winter befahren, wenn alle Seen zugefroren sind. 

 

Die weiße Hölle

Da es nicht allzu viele Leute gibt, die diese Tour schon mal gemacht haben oder Erfahrung damit haben, bei -30 Grad zu biken, hole ich mir bei unserem Freund Max Rat. Der war im Jahr zuvor mit seinem Bike in Lappland unterwegs und hatte Erfahrungen mit der Technik und der Kälte gesammelt. Die erste wichtige Info, die er uns mitgibt, lautet: „Versucht auf alle Fälle, so wenig hydraulische Teile an eurem Bike mitzunehmen wie nur möglich. Die Kälte ist für den Menschen an und für sich gar nicht mal das Problem, solange man in Bewegung bleibt. Für die Bikes ist es aber die Hölle.“

Also treffen wir schon vor der Abfahrt die entsprechenden Vorkehrungen. Da ich aus meiner Erfahrung vom Rennfahren auf Gletschern weiß, dass Schaltung und Ritzel gerne mal zufrieren, wenn sie mit Schnee in Kontakt kommen, suchen wir nach dem optimalen Bike für den Trip. Wir kommen schließlich auf das GHOST ROKET, ein Touren-Hardtail mit Getriebe, wo der gesamte Schaltvorgang von äußeren Einflüssen getrennt ist. Technisch voll ausgerüstet für ein Abenteuer, das so von uns bis jetzt noch niemand erlebt hat, machen wir uns auf den Weg in den hohen Norden. Von Kopenhagen aus geht es auf den langen Flug nach Kangerlussuaq.

Auf ins Fjord

Wir machen uns als erstes auf den Weg Richtung Ilulisad, dem Dorf direkt an der Disco Bay, die für ihre riesigen, im Fjord treibenden Eisberge bekannt ist. Da wir fast die einzigen Touristen im Dorf sind, kommen wir recht schnell in Kontakt mit den Locals. Heino, ein Mitte zwanzigjähriger Inuit, der mit seiner Familie ein kleines Boot betreibt, erklärt sich bereit, uns trotz der Kälte und der fast komplett zugefrorenen Bucht raus ins Fjord zu den Eisbergen zu fahren.

Mehr Straße gibt es nicht

Fast im Schritttempo manövriert Heino das Boot an kleinen Eisbergen vorbei, über Platten von gefrorenem Seewasser, die immer wieder unter lautem Knacken und Knarzen unter dem Rumpf des Bootes zerbrechen. „Wenn wir Glück haben, können wir noch ein bis zwei Wochen aufs Meer raus fahren. Danach ist erstmal Schluss bis ins Frühjahr. Das ist die Zeit, wenn es hier oben wirklich einsam wird.“ Wenn man nicht mehr zu den Eisbergen fahren kann, bleiben auch die letzten Touristen aus und man kann sich kaum noch bewegen. Die längste Entfernung, die man hier oben mit dem Auto fahren kann, sind fünf Kilometer.

Bei den Eisbergen angekommen, erklärt uns Heino, dass dieses Fjord die meisten und größten Eisberge der Welt produziert. Die schwere Eisdecke des Inlandeises, die an manchen Stellen über 3000 m dick ist, manövriert mit einem unvorstellbar hohen Druck die Eismassen raus ins Fjord, wo sie dann abbrechen und ins Meer stürzen. Von hier aus gehen sie auf die Reise in den Atlantik. Für uns geht es von hier aus weiter in den Süden von Grönland, nach Nuuk und wieder zurück nach Kangerlussuaq, um uns dann von dort mit dem Rad auf den Weg Richtung Sisimiut zu machen, dem inoffiziellen Outdoor-Zentrums Grönlands.

Nicht ohne meinen Outdoor-Guide

Da uns von Anfang an klar war, dass wir uns hier nicht einfach so alleine auf den langen Weg machen können, haben wir Bo, den Outdoor-Guide Sisimiuts, kontaktiert. Er betreibt zusammen mit seiner Frau Anette das Sisimiut Hotel und eine Guiding-Agentur. Auf die Frage, was wir auf den Trip mitnehmen müssen, hatte er schon beim ersten Telefonat Monate vor der Reise geantwortet: einen dicken Schlafsack, gute Handschuhe und Rum. Viel Rum. Das klingt ja erst mal viel versprechend.

Als wir Bo am Abend vor unserer Abreise das erste Mal live vor uns sehen, wird klar, warum er der beste Outdoor-Guide der Region ist: Der Typ ist circa zwei Meter groß und ungefähr genauso breit. Sein kahl rasierter Kopf steckt in einer dicken Gänsedaunen-Jacke, die wohl auch schon den ein oder anderen Schneesturm mit gemacht hat. Wir packen unsere Sachen auf die Schneemobile, bauen die Räder auf und machen die erste Testfahrt um den Flughafen. Mit etwas Übung und ein paar Mal Bodenkontakt kommen wir langsam rein und bekommen ein Gespür fürs Radfahren im Schnee. Wir gehen früh ins Bett, um am nächsten Tag frisch und ausgeruht zu starten.

Auf dem Arctic Circle Trail

Da sich die Länge der verschiedenen Tagesetappen jeweils nach dem Abstand der Schutzhütten richtet, ist der erste Tag gleich der längste. Etwas über 60 km stehen auf dem Plan, von dem die letzten zwanzig über einen zugefrorenen See führen. Bis jetzt hat uns der Trail durch wunderschöne Landschaften und über kleine Hügel geführt. Bo und Nils mussten teilweise mit ihren Mobilen einen Weg durch den frischen und zu tiefen Schnee brechen, damit wir mit unseren Bikes überhaupt durchkommen. Zwar ging es an den meisten Stellen erstaunlich gut, aber da wir die ganze Zeit gegen den Wiederstand der Reifen im Schnee ankämpfen müssen, ist das Fahren doch anstrengender als erwartet. Und so kommen wir komplett entkräftet an der ersten Unterkunft an.

Ohne Mampf kein Kampf!

Jetzt heißt es erst mal alles für den Abend bereit machen: Sachen trocknen, den Ofen mit Diesel befüllen und das Trinkwasser sowie die Nahrungsmittel auftauen. In diesem Land gefriert einfach alles, sobald man es nur ein paar Minuten nicht wärmt.

Da Bo in seinem Hotel eine exzellente Küche betreibt und auch für die Verpflegung auf den Trips verantwortlich ist, gibt es nicht wie erwartet einfach Travel-Lunch (also die Pampe, bei der man auf Reisen nur heißes Wasser drauf schüttet und dann versucht, das Zeug zu essen, ohne einen Blick auf die Packung zu werfen), sondern Karibu-Hackfleisch-Bällchen in einer Tomaten-Gin-Soße. So kann ich reisen!

Erstmal ausschlafen

Das Licht kommt in Grönland zu der Zeit erst sehr spät, also können wir ausschlafen und uns ein Frühstück genehmigen, das vor allem auf einer Ei-Speck-Basis stattfindet. Bo brät mit großer Leidenschaft den mitgebrachten Bacon und Nils kümmert sich um die Spiegeleier. Nach nicht mal zwei Minuten ist die gesamte Hütte inklusiv all unserer Sachen in einen lecker riechenden, aber doch sehr penetranten Dunst gehüllt.

Mit dem Bike keine Chance

Wir machen uns auf die nächste Etappe und je weiter wir Richtung Küste kommen, umso steiler und höher werden die Berge um uns herum. Immer wieder queren wir Seen und Flüsse und stellen fest, dass wir dort, wo sich der Schnee durch den Wind verwirbelt hat, mit unseren Bikes einfach nicht durchkommen.

Es hilft alles nichts und wir müssen unsere Bikes auf die Schneemobile laden und uns von Bo und Nils mitnehmen lassen. Als wir die Hütte zu unserer letzten Nacht auf dem Arctic Circle Trail erreichen, sind wir alle fast etwas emotional berührt.

Zum einen, weil diese wunderschöne Reise in einem Land, das so rau und menschenfeindlich, aber auch gleichzeitig so schön und gemütlich sein kann, zu Ende geht. Zum anderen, weil die letzte Unterkunft die schönste des gesamten Trips ist. Die kleine rote Hütte liegt auf einer Anhöhe am Ufer eines zugefrorenen und beschneiten Sees. Aus dem Schornstein steigt schon weißer Rauch auf, da Bo schon vorgefahren ist und den Ofen angezündet hat. Auf der anderen Seite des Sees geht durch ein längliches Tal gerade die Sonne unter und taucht die weiße Umgebung in ein goldenes, fast rosafarbenes Licht. Sie verschwindet dann nach einiger Zeit hinter dem Horizont und entlässt uns in die Kälte der dunklen Polarnacht.

((Alle Fotos von Philipp Ruopp.))

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