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3 Wochen, 2 Südtiroler, 1 Mission: Mit dem Bike durch ihre Heimat, von Haustür zu Haustür, vom Pustertal ins Vinschgau.

Klingt einfach? Haben wir uns auch gedacht. Bis wir die Tour im März aus Lockdown-Langeweile durch Komoot jagten und sahen: Oh. So einfach wird es dann doch nicht. Knapp 32.000 Höhenmeter und über 1000 km in 19 Etappen. Zum großen Teil auf Trails.

Doch von vorne. Wir, das sind David Niederkofler, der letztes Jahr auf die (laut mir) verrückte Idee gekommen ist, mit dem Bike von Südtirol nach Nepal zu radeln, und nach 9 Monaten mit langen Haaren und einem Abenteuer fürs Leben im Gepäck wieder nach Hause zurückgekommen ist. Und ich. Greta Weithaler, ebenfalls Südtirolerin und eigentlich ständig auf dem Bike unterwegs.

Und so unterschiedlich wir auch sein mögen (David kommt aus dem Pustertal, für seine gemütlichen Leute und Kartoffeln bekannt, ich aus dem Vinschgau, wo die Kartoffel vom Baum kommt und der Südtiroler Dialekt noch verständlich ist), so haben wir doch eines gemeinsam: Wir wollen beide mehr von unserer Heimat kennenlernen.

Unsere Heimat, die so fürs Mountainbiken bekannt ist. Wo ein Highlight das nächste jagt. Und die uns Weltenbummlern oft doch so fremd ist, weil es noch so viele Orte hier zu Hause gibt, die wir noch nicht kennen. Das sollte sich ändern.

So wurde aus einer Idee schnell ein Projekt, das die BikeHotels Südtirol mit David ins Leben gerufen hatten, ich habe mich über einen von vielen uns inzwischen allseits bekannten Zoom Calls selbst eingeladen und David keine Chance gelassen, mich nicht mitzunehmen.

3 Wochen unterwegs zu sein klingt nach viel Vorbereitung. Und das ist es auch - für David. Von der Unterhose bis zum Tool wird alles genauestens durchgeplant und eingepackt. Ich hingegen rufe am Abend zuvor panisch David an, ob er nicht doch noch eine Lenkertasche für mich übrig hat. Hat er auch, und in diese packe ich erleichtert meine zweite Batterie. Denn während David auf dem NIRVANA Tour unterwegs ist, sitze ich auf meinem Hybrid AXS mit Kamera Equipment im Rucksack. Und so schaffe ich es, alles Notwendige in den Rucksack zu packen und komme Dank zweiter 625WH Batterie durch alle Etappen. Ein eBike erleichtert es mir enorm, die Tour fotografisch festzuhalten und mit David mitzuhalten.

David hingegen setzt auf einen leichteren Rucksack und mehr Taschen am Bike. Eine Satteltasche mit Klamotten und eine Rahmentasche mit allen notwendigen Tools und Essen (sehr wichtig) nehmen ihm viel Gewicht vom Rücken. Eine schlaue Entscheidung, denn bei durchschnittlich 2000 Höhenmetern pro Tag für 19 Tage am Stück ist man für jedes Gramm weniger am Rücken dankbar. Die Mischung aus Schotterwegen und Trails, auf denen wir größtenteils unterwegs waren, ließen David auf das NIRVANA Tour zurückgreifen. Ein Hardtail, das sowohl Südtiroler Trails standhält als ihn auch zügig durch die Sella Ronda auf Asphalt bringt. Die perfekte Voraussetzung also, um so ein Mammutprojekt anzugehen.

Und so stehen wir nun da, in der prallen Sonne, mit schweren Rucksäcken, die Bikes mit Taschen voll bepackt, und gucken uns den ersten Anstieg an. Davids Haustür und unsere Freunde samt Abschiedsbier haben wir mittags hinter uns gelassen. Was bedeutet, dass die Sonne, in die wir gerade blinzeln, jetzt am höchsten steht. Kurzum: es ist heiß. Na gut, wir befinden uns mitten im August, was nicht nur der heißeste Monat im Jahr sein kann, sondern auch noch die Hauptsaison für italienische Urlauber ist. Was in diesem Moment einen Vorteil darstellt, denn eine Horde Italiener ist mehr als glücklich darüber, David ein Stück Richtung Sonnklarspitze hochzuschieben. Grazie Stefano!

Unser Start in die Tour könnte also nicht besser verlaufen. Für die ersten paar Stunden. Und schon stehen wir am Gipfel, den Sonnenuntergang im Rücken - und entlüften verzweifelt meine Hinterbremse. Die hat sich gerade verabschiedet, und so müssen wir die Schotterstraße ins Tal rollen. Ja, Glück und Unglück liegen auf dieser Tour mehrmals so nahe beieinander, doch dazu später mehr. Wichtig jetzt ist, dass mir David immer wieder diesen Spruch eintrichtert: Alles passiert aus einem Grund. Und ja, auf dem Schotterweg nach unten passieren wir den schönsten Sonnenuntergang, den man sich nur wünschen kann. Doch in diesem Moment geht es nicht um die untergehende Sonne. Oder das wunderschöne Licht. Es geht darum, dass David mich dazu bringt, das Beste aus der Situation zu machen und das Gute darin zu sehen. Und die nächsten Tage hatten wir genug Möglichkeiten, genau das zu testen…

 

Sei es der unglaublich kalte, aber umso schönere Sonnenaufgang auf dem Kronplatz, der Regen und Hagel Richtung Sillianer Hütte und die warme Suppe danach, oder der Erla Trail zum Frühstück am nächsten Morgen Richtung Sexten. Und so fahren wir durch die ersten Tage unserer Tour, überwältigt von all den Eindrücken, die sich rings um uns auftun. Sei es von den gewaltigen Dolomiten, deren Spitzen sich im Morgenlicht rot färben, oder von der richtigen Technik, die Unterhosen waschmittelsparend zu waschen. Auch die Tourenplanung bedarf einiger Übung, denn das Wetter spielt zwar mit, aber nur untertags. Jeden Abend kündigen sich jedoch Gewitter an, die sehr dunkel und nach wenig Spaß in den Bergen ausschauen.

 

Jeden Tag grüßt also dasselbe grollende, unfreundliche Murmeltier am Abend, und deswegen bin ich auf den Moment, an dem wir uns um 4 Uhr nachmittags im Tal entschieden, die Bergüberquerung doch noch zu machen, weniger stolz.

Wir beide sind in den Bergen aufgewachsen und wissen, dass mit Gewittern nicht zu spaßen ist. Und trotzdem entscheiden wir uns am Nachmittag in Pederü, die geplante Überquerung über die Faneshütte nach St. Kassian noch zu machen. Nun gut, noch ist der blaue Himmel ja zu sehen. Was wir nicht wissen: wir werden ziemlich bald das Fahrrad nicht den Berg hochschieben, sondern zwei Stunden hochtragen, und die geplanten drei Stunden verwandeln sich in sechs Stunden fluchen, schwitzen, und wenig davon auf dem Bike. Auch der blaue Himmel verwandelt sich schnell in eine Regenfront, in die wir gerade zu hineinlaufen. Obwohl wir wissen, was auf uns zu kommt. Halb neun Uhr abends: Ich warte zitternd auf der Scharte auf David, hinter mir gehen Blitze nieder, gleichzeitig kracht der Donner durchs Tal. Nach einem sich ewig ziehendem Hochplateau ohne jeglichen Schutz nehme ich David nahe der 3000 Meter Grenze in den Arm und sage ihm, dass wir es noch nicht geschafft haben. „Loss ins va den scheiß Berg orkemmen!“

Man braucht hier kein Südtirolerisch-Deutsch Wörterbuch, um zu verstehen, wie sehr ich Angst hatte. Mitten im Hochgebirge, direkt im Gewitter. Doch während beide von uns innerlich alle Szenarien tausend Mal durchspielen, verstehen wir uns nach außen hin ohne Worte. Weiter. Fahren. Nicht stehen bleiben. Du bist müde? Egal. Du funktionierst.

Wir beide weinen, als wir uns komplett durchnässt um zehn Uhr abends am Hoteleingang in die Arme fallen. Nie, nie wieder.

Ob es aus einem bestimmtem Grund passiert oder ob es einfach der sommerliche August ist – nach diesem Erlebnis sind die Unwetter wie verflogen und wir machen nach einer wunderschönen (und harten) Sella Runde, und einem noch schöneren Ruhetag in Brixen beim Hotel Krone mit Einkehr am Steineggerhof, dem sonnigen Unterland Platz, unserem größten Weinbaugebiet. Trifft sich gut, wir mögen Wein.

Neben dem Kalterer See ist das auch so ziemlich das Einzige, was ich von unserem Unterland weiß. Deswegen starten wir beide etwas vorbehalten in das zweite Drittel unserer Tour, denn was kommt auf uns zu? Wir wissen es nicht. Doch sobald wir vom Mendelpass in Richtung Penegal starten und die Touristen hinter uns lassen, öffnet sich ein unglaubliches Netzwerk an Trails, die sich immer auf der Höhe durch sanfte Wiesen schlängeln, an idyllischen, kleinen Häusern vorbei, und auch der Ritten am nächsten Tag bietet kein anderes Bild. Eine willkommene und wunderschöne Abwechslung, bevor wir in Richtung Norden starten.

Sterzing ist unser Ziel, welches wir durch das Sarntal erreichen wollen. Nach einer Nacht bei Freunden sind wir gestärkt für die zwei härtesten Tage, die David je auf seinem Fahrrad verbracht hatte. 3000Hm und 3500Hm in Folge. Mit Gepäck. Und wieder abendlichen Gewittern im Nacken, dieses Mal sind wir aber schlauer und stehen schon um fünf Uhr morgens abfahrbereit vor dem Hotel. Nach der einen langen Tour über die Stoanerne Mandlen (Steinerne Männchen) und das Penser Joch (zieht sich, das Ding) nach Sterzing, kommt am Tag drauf der nochmal das Gleiche, nur krasser: über den Jaufenpass ins Passeier Tal und von Pfelders und die Stettiner Hütte runter ins Pfossental. So stehen wir also, nach einem nächtlichen Einbruch in die Rezeption, in Ratschings vor dem Hotel um den Schlüssel für die Bikegarage zu bekommen, bereit für einen langen Tag. Doch der Sonnenaufgang auf dem Jaufenpass und der endlich erste Kaffee in Moos im Passaier blasen fast alle Müdigkeit weg.

Fast, denn David sind die vielen Höhenmeter so langsam anzumerken. Deswegen füttere ich ihn die restlichen Stunden bis zur Stettiner Hütte mit Riegeln und Nudelsuppe durch, bis wir gemeinsam auf dem Eisjöchel sitzen und ins Tal schauen. In das Tal, in dem ich den Großteil meiner Kindheit verbracht hatte. Mir steigen Tränen in die Augen, denn in dem Moment realisiere ich, wie weit wir denn schon gekommen sind. Nur wir und unsere Bikes. Willkommen im Vinschgau.

Meine Eltern winken und schreien, als wir vom Trail auf die Schotterstraße abbiegen. Und meine restliche Familie und Freunde jubeln noch lauter, als wir das Ende vom Pfossental erreichen. Wir sind zwar noch nicht am Ende unserer Tour angelangt, doch meine Familie ist uns trotzdem entgegengefahren, um uns zu unterstützen und uns zu überraschen. Und genau das ist es, was mich am meisten an dieser Tour berührt hat, und ich glaube, David geht es genau gleich. Die konstante Begeisterung und Unterstützung von Menschen um uns herum, die kleinen Nachrichten im Laufe des Tages oder neue Bekanntschaften, die wir unterwegs geschlossen haben.

Und so machen wir uns in den mir am besten bekannten Teil Südtirols auf, das Vinschgau. Auch hier nehmen wir nicht den direkten Weg zu mir nach Hause, doch machen Umwege über den Naturnser Sonnenberg, den Reschenpass, das Stilfser Joch und das Madritsch Joch. Und ich könnte euch jetzt über den Sonnenaufgang am Stilfser Joch und der Schaubach Hütte erzählen, den Trail vom Madritsch Joch ins Martelltal, den Bim Bam Trail mit dem Ortler vor der Nase. Mache ich aber nicht.

 

Die Geschichte, die ich euch erzähle, ist wieder eine wetterbedingte Änderung, die uns nicht über die Göflaner Scharte nach Latsch bringt, sondern uns durchnässt am nächsten Hotel ausspuckt. Nass, kalt Hunger - und einen Tag zu früh. Ankunft ist morgen, Party geplant, 10km von Latsch entfernt. Was nun? Meine Eltern hatten uns im Martelltal ein Zelt bei Freunden deponiert, welches in der letzten Nacht auf der Scharte zum Einsatz kommen sollte. Nun bauen wir es nicht auf dem Berggrat auf, und auch die Aussicht am nächsten Morgen lässt zu wünschen übrig. Aber der kleine mit Beton ausgegossene Unterstand in der Nähe von Latsch schützt uns vor Regen und die kalte Pizza zum Frühstück tut es auch. Und das war die beste letzte Nacht, die ich mir nur wünschen konnte.

So machen wir uns am nächsten Tag patschnass die letzten Kilometer auf in Richtung Heimat. Schon komisch, denn während am ersten Tag die Rucksäcke schwer und der Kopf voller Fragen waren, fühlt sich nun alles leicht an, der Regen ist auch nur Wasser und den Rucksack merke ich nur noch kaum. Und die Fragen im Kopf wurden durch Erlebnisse ausgetauscht. Und die ein oder andere Antwort.

Knapp 32.000 Höhenmeter und etwas über 1000 Kilometer - und das in 21 Tagen, wovon zwei verdiente Ruhetage waren. Gestartet sind wir in Luttach, relativ weit im Osten Südtirols, und haben uns dann über die wunderschönen Dolomiten Richtung Unterland gemacht, wobei wir eine schöne Mischung aus alpinen Trails und Asphaltstraße hatten. Richtung Vinschgau wurden die Etappen dann immer traillastiger und länger. Nach 21 Tagen haben wir dann schließlich über einen Umweg über den Reschenpass und das Stilfserjoch mein Heimatdorf Naturns erreicht.

 

Routenplanung

Wir haben die Tour mit Komoot geplant, die Etappen unserer Tour gibt es dort auch zum Download. www.komoot.de/collection/1022008/-huamspiel

 

Unterkünfte

Übernachtet haben wir hauptsächlich in den BikeHotels, der Service ist einfach am bestem, von der Bike Garage zum Mehrgänge Menü. Alles was das Bikerherz braucht!

 

Shuttle

Um den Sonnenaufgang am Kronplatz genießen zu können, und vor einem sich näherndem Gewitter etwas Vorsprung gewinnen zu können, haben wir uns dort von Makke, einem der besten Trailbauer Südtirols, mit seinem PickUp hochshuttlen lassen. Hat sich auf alle Fälle gelohnt!

 

Einkehr

Eine ganz besondere Empfehlung: Alex vom Hotel Krone in Brixen hat eine Neuigkeit in seinem Restaurant eingeführt: Pizza Napoletana. Kein dünner Teig, wie man ihn sonst so kennt, sondern schön dick und fluffig. So wie das Original eben. Unbedingt einkehren!

 

Tipps für Nachfahrer

So viel wie möglich ans Fahrrad bauen, und lieber ein bisschen Waschmittel mehr, als eine Hose zu viel mitnehmen. Birkenstocks sind Gold wert und eine gute Kondition auch. Nehmt die Touren gerne als Inspiration, die Gegend besser kennen zu lernen, jede Ecke Südtirols hat ihren eigenen Charme. Und nicht zögern, auch mal bekannte Gebiete zu verlassen. Es lohnt sich. Alles passiert aus einem Grund.

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