Ob es aus einem bestimmtem Grund passiert oder ob es einfach der sommerliche August ist – nach diesem Erlebnis sind die Unwetter wie verflogen und wir machen nach einer wunderschönen (und harten) Sella Runde, und einem noch schöneren Ruhetag in Brixen beim Hotel Krone mit Einkehr am Steineggerhof, dem sonnigen Unterland Platz, unserem größten Weinbaugebiet. Trifft sich gut, wir mögen Wein.
Neben dem Kalterer See ist das auch so ziemlich das Einzige, was ich von unserem Unterland weiß. Deswegen starten wir beide etwas vorbehalten in das zweite Drittel unserer Tour, denn was kommt auf uns zu? Wir wissen es nicht. Doch sobald wir vom Mendelpass in Richtung Penegal starten und die Touristen hinter uns lassen, öffnet sich ein unglaubliches Netzwerk an Trails, die sich immer auf der Höhe durch sanfte Wiesen schlängeln, an idyllischen, kleinen Häusern vorbei, und auch der Ritten am nächsten Tag bietet kein anderes Bild. Eine willkommene und wunderschöne Abwechslung, bevor wir in Richtung Norden starten.
Sterzing ist unser Ziel, welches wir durch das Sarntal erreichen wollen. Nach einer Nacht bei Freunden sind wir gestärkt für die zwei härtesten Tage, die David je auf seinem Fahrrad verbracht hatte. 3000Hm und 3500Hm in Folge. Mit Gepäck. Und wieder abendlichen Gewittern im Nacken, dieses Mal sind wir aber schlauer und stehen schon um fünf Uhr morgens abfahrbereit vor dem Hotel. Nach der einen langen Tour über die Stoanerne Mandlen (Steinerne Männchen) und das Penser Joch (zieht sich, das Ding) nach Sterzing, kommt am Tag drauf der nochmal das Gleiche, nur krasser: über den Jaufenpass ins Passeier Tal und von Pfelders und die Stettiner Hütte runter ins Pfossental. So stehen wir also, nach einem nächtlichen Einbruch in die Rezeption, in Ratschings vor dem Hotel um den Schlüssel für die Bikegarage zu bekommen, bereit für einen langen Tag. Doch der Sonnenaufgang auf dem Jaufenpass und der endlich erste Kaffee in Moos im Passaier blasen fast alle Müdigkeit weg.
Fast, denn David sind die vielen Höhenmeter so langsam anzumerken. Deswegen füttere ich ihn die restlichen Stunden bis zur Stettiner Hütte mit Riegeln und Nudelsuppe durch, bis wir gemeinsam auf dem Eisjöchel sitzen und ins Tal schauen. In das Tal, in dem ich den Großteil meiner Kindheit verbracht hatte. Mir steigen Tränen in die Augen, denn in dem Moment realisiere ich, wie weit wir denn schon gekommen sind. Nur wir und unsere Bikes. Willkommen im Vinschgau.